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Wie kommt man zu Tomatenreis mit wildem Fenchel

Diese Geschichte wäre schnell erzählt: Den Reis gibt es im Supermarkt und die Tomaten haben wir bei den Bauern aus Kontakaika erstanden, die ihre Produkte vormittags am großen Parkplatz in Neo Karlovasi anbieten. Und wilden Fenchel mit dem filigranen Laub, das so intensiv nach Ouzo riecht und nach Anis schmeckt, findet man an vielen grünen und sonnigen Stellen auf der Insel. Wir wollen aber nicht mit einem x-beliebigen wilden Fenchel kochen. Nur mit unserem eigenen - gewachsen auf unserem Grund und Boden.

Und wie kommt man zu so einem wilden Fenchel-Grund-und-Boden? Nun, wie die Jungfrau zum Kinde. Er gehörte beim Kauf unseres Häuschens mit zum Bestand. 

Die fünfeinhalb Terrassen liegen in Hanglage etwas unterhalb unseres Objektes und werden von alten Steinmauern gestützt. Die Terrassen sind durch die in Mauern eingelassenen Steinstufen erreichbar. Auf den ca. 600 Quadratmetern wachsen überwiegend Obstbäume. Einer unserer Vorvorbesitzer gehörte anscheinend zum Stamm der Fruchtzwerge. Er hat die Terrassen mit Orangen-, Feigen-, Quitten-, Aprikosen- und Granatäpfelbäumen bepflanzt. Vielleicht war er auch ein Freund des raffinierten Obstsalates, denn an einen Walnussbaum hat er auch gedacht. 

Das Terrain und vor allem die alten Steinmauern waren eigentlich noch gut im Schuss, als wir sie in diesem Frühjahr übernahmen. Das Unkraut stand hüfthoch, hatte aber keine Chance gegen die Motorsense von Janis, dem Mann von Maria zur Linken. Über den Winter hatten wir uns mit Obstbäumen und deren Beschnitt beschäftigt. Kein YouTube-Video zu diesem Thema war vor uns sicher. Diverse Baumscheren und Sägen wurden in einschlägigen Baumärkten angeschafft und als Teil unserer Beiladung nach Samos expediert. Das war natürlich deutsch gedacht und Blödsinn. Neben dem AB-Markt in Karlovasi gibt es einen Genossenschaftsladen mit allen Produkten und Geräten, die man für die Landwirtschaft und sonstige Lebenslagen braucht - zum Beispiel einen enorm praktischen Strohhut oder WD-40-Kontaktspray gegen quietschende Türen. In dem Laden fanden wir auch beim Imkereibedarf ein kleines Holzkästchen. Weiß lackiert beherbergt es nun unseren COSMOTE-Router.

Auf unseren Terrassen gedeiht natürlich auch der wilde Fenchel, το μάραθο. Und weil er so lecker duftet, lag es nahe, mit ihm etwas zu kochen - Tomatenreis mit wildem Fenchel.

Das Rezept ist simpel. Den Reis waschen und in kochendes Wasser schütten. Wenn er aufkocht, die aufgeschnittenen Tomaten und etwas Gemüsebrühe dazu geben. Den Herd ausschalten, den geschlossenen Topf auf der Platte belassen und eine Dreiviertelstunde völlig in Ruhe lassen. 

Danach kann man den Deckel lüften - gegebenenfalls etwas heißes Wasser zu gießen - und den gequollenen Reis mit den gedünsteten Tomaten im Topf mischen. 

Damit die pikante Anis-Note erhalten bleibt, kommt erst jetzt das gewaschene und klein geschnittene, filigrane Laub unseres Hauptdarstellers hinzu. Mit etwas Pfeffer, Salz und gutem Olivenöl abschmecken und fertig ist der Tomatenreis mit unserem wilden Fenchel. Καλή όρεξη

P.S.: Hildegard von Bingen schrieb einst über den Foeniculum vulgare, den wilden Fenchel: „Wie auch immer er gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich und vermittelt ihm angenehme Wärme und guten Schweiß und eine gute Verdauung.“ Na dann …

Fotos: Walter Schoendorf - Samos 2022

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