Und vor der Heimreise siegt die Vernunft.

Das Licht, die warme Luft, der frische Duft nach Natur, nach Meer und dann diese permanente Feiertagsstimmung – wir lieben diesen zeitlich beschränkten Ausnahmezustand als Urlaub. Glückshormone, Serotonine, Dopamine, Endorphine und was weiß ich alles, durchströmen uns, machen uns leichter, weicher und öffnen uns für neue Eindrücke, für ein neues, wenn auch temporäres Lebensgefühl.

Alles scheint möglich. Zumindest nach ein paar Leckereien und etwas Wein in der Sonne. Wir wandeln durch verträumte Gassen verschlafener Dörfern und entdecken unweigerlich eine gepflegte Villa mit üppigem Garten und gemütlicher Terrasse - natürlich mit Meerblick. Das wäre doch auch was für uns. Und der Film im Kopf beginnt zu laufen.

Das passiert uns immer wieder, fast in jedem Urlaub. Noch ist es ein Spiel, ein Spiel ohne Konsequenzen. Aber es nährt stetig eine tiefe Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem eigenen Ferienhaus, nach dem permanenten und ungetrübten Glücksgefühl.

Das erging auch uns so. Immer wieder. In jungen Jahren fehlte uns das nötige Kleingeld. Und das war auch gut so. Ich möchte nicht wissen, was wir uns damals so angelacht hätten. Man hat uns immer wieder Objekte in fragwürdigem Zustand oder verwegener Lage zu Schnapper-Preisen angeboten. Fehleinschätzungen und Frust wären dabei eingepreist gewesen. In späteren Jahren waren wir beruflich so stark eingebunden, dass wir für den Traum Ferienhaus wenig Kapazitäten frei hatten. Wir waren schon froh, wenn wir zwei mal im Jahr nach Samos reisen konnten.

Mit zunehmendem Alter und mit Blick auf baldige Verrentung wurde das Thema Ferienhaus wieder interessant. Aber auch schwieriger. Was kann und will man sich jenseits der sechzig noch zumuten? Wir kamen auf die geniale Idee, uns etwas zu mieten oder zu pachten. Wir wären gerne bereit gewesen, in eine eventuelle Renovierung zu investieren. Im ersten Corona-Jahre waren wir im Herbst für vier Wochen auf Samos, um uns umzugucken. Das haben wir auch getan. Mehr zufällig und auf gut Glück, aber mit einer eindeutigen Erfahrung. In Griechenland und erst recht auf den Inseln ist das Angebot auf Mietraum sehr überschaubar und auf eine Zielgruppe abgestimmt, die nur temporär auf der Insel arbeiten: Lehrer, Polizisten, Handwerker oder Handelsreisende. Entsprechend ernüchternd fielen die Objekt- und Wohnungsbesichtigungen aus. Mangelhafter Zustand, unmögliche Lage und vor allem teuer. 

Schon vor unserer Heimreise siegte die Vernunft. Die Idee war doch nicht so genial und der Plan, ein Objekt zu mieten, gescheitert. Vor uns lag ein langer und dunkler Corona-Winter ohne langfristige Perspektive auf ein Haus und ein Leben auf Samos.

Fotos: Walter Schoendorf - Samos 2022

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